Ein Kleid für Rapunzel, Installation auf vier Ebenen, Mühlenturm, Geldern, 2009

4. Ebene

Zettelkasten

2008/9, Sockel 73*32*32, Holz, Kasten 18*21*8,5 cm, Plastik, Papier

“Bleibt nur noch das Haar als drittes symbolträchtiges Motiv des Märchens. Es ist Dreh- und Angelpunkt seiner Handlung, einziges und wesentliches Attribut seiner Hauptperson. Und es ist auch heute bedeutsamer Bestandteil der Lebenswirklichkeit von Frauen. In einem Karteikasten, alleinigem Objekt der vierten Ebene des Kunstvereins, sind Fotografien, Zeitungsartikel, Informationstexte sowie Gedanken der Künstlerin zum Thema Haar zusammengestellt, ungeordnet und unkommentiert. Der Kasten dient ihr als Reservoir und Ideensammlung. Traditionen, Zwänge, Statussymbole – Haare polarisieren und lassen sich instrumentalisieren. Mit Haaren lässt sich Protest oder Unterwerfung bekunden, sie können zum Zweck der Erniedrigung oder zur Machtausübung genutzt werden. Das Spektrum der Themen, in dem Haare eine Rolle spielen, ist mannigfaltig und ist noch lange nicht erschöpft. Der Zettelkasten hat noch viele leere Blätter. Im Zentrum der Arbeit von Jutta Rohwerder steht immer eine zeit- und gesellschaftskritische Position, die z. B. das “happy end” als Illusion entlarvt und hinterfragt. Dass Ihre Arbeiten aber nicht allein persönlich und politisch geprägt, sondern auch in hohem Maße poetisch sind, macht den besonderen Reiz ihrer Kunst aus.”

Von Türmen und anderen Gefängnissen – zu Jutta Rohwerders Ausstellung “Ein Kleid für Rapunzel”. Dr. Ulrike Becks-Malorny, Kunsthistorikerin, Bonn